Frühe Mandalas: Die Frauen-Mandalas 2001-2003

15. Februar 2025

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht fragst du dich, wie meine Reise mit den Mandalas begonnen hat. Den Anfang machte eine Reihe von Frauen-Mandalas, die ich zwischen 2001 und 2003 geschaffen habe – vor über 20 Jahren! In dieser intensiven Schaffensphase sind acht Mandalas entstanden, von denen ich dir heute noch sieben zeigen kann. Nur eines – das Bild Die Meditierende – existiert nicht mehr.

2025 steht für mich unter dem Jahresthema Mandala, und diese frühen Werke bilden den Ursprung. Sie erzählen von inneren Prozessen, von weiblicher Kraft, Verletzlichkeit, Balance und Transformation. Doch sie sind nicht losgelöst von meinem Leben entstanden. In dieser Zeit erlebte ich berufliche Veränderungen, suchte nach neuen Wegen, begleitete meine schwerkranke Mutter – all das prägte mein Schaffen.

Um diesen Kontext sichtbarer zu machen, habe ich eine kleine Galerie zusammengestellt: Bilder von damals, die mich in verschiedenen Rollen zeigen – als Erzieherin, kreativ, nachdenklich, mit meinen Eltern. Sie geben einen Eindruck davon, wer ich war und was mich bewegte, als diese Mandalas entstanden. Lass dich von den Bildern mitnehmen auf eine Reise zu den Anfängen – und vielleicht auch ein Stück zu dir selbst.

Die Frauen-Mandalas

Nr.01 – Das Wurzelchakra – Urkraft der Frau

 

Das erste Frauen-Mandala – das Wurzelchakra – zeigt eine nackte, weibliche Figur in einer geborgenen, kreisförmigen Haltung. Mit geschlossenen Augen und langen, dunklen Haaren strahlt sie Ruhe und Innenschau aus. Ihr Körper fügt sich harmonisch in den Kreis ein, wodurch Ganzheit und Einheit spürbar werden. Besonders markant ist das rote Dreieck im Schambereich, das für das Wurzelchakra steht – ein Symbol für Urvertrauen, Sicherheit und Lebenskraft. Der Kreis um die Frau wird von einer flammenden, rot-gelben Aura umgeben, die Lebensenergie und Verwurzelung mit der Erde symbolisiert. Die warme Farbgebung verstärkt das Gefühl von Geborgenheit und innerer Stärke. Das Mandala vermittelt die Essenz des Wurzelchakras: Verwurzelung, innere Sicherheit und das Vertrauen in die eigene Existenz.

Nr.02 – Der Engel – Himmlische Verbundenheit

Das Mandala zeigt eine weibliche Engelsgestalt mit ausgebreiteten Armen, als wolle sie die Welt umarmen oder sich dem Universum hingeben. Ihr langes, violett-pinke Kleid fließt weich nach unten und symbolisiert Transformation, Spiritualität und innere Tiefe. Über ihrem dunklen, gerahmten Haar schwebt ein feiner Heiligenschein, ein stilles Zeichen göttlicher Verbindung. Ihre großen, weißen Flügel strahlen Ruhe und Schutz aus, als würden sie einen Raum der Geborgenheit erschaffen.

Hinter ihr bricht aus der Dunkelheit ein kraftvolles, goldenes Licht hervor, das sich wie eine Explosion von Energie ausdehnt. Es wirkt wie eine Quelle, aus der sie ihre Kraft schöpft, ein Leuchten, das Himmel und Erde verbindet. Der Kontrast zwischen dem tiefen Dunkel des Hintergrunds und der strahlenden Helligkeit verstärkt die Wirkung: ein Engel, der aus der Tiefe kommt, der Licht in die Dunkelheit bringt und zugleich selbst ein Teil dieses ewigen Kreislaufs ist – geerdet und schwebend zugleich.

Nr.03 – Die Kriegerin – Stärke, Schutz und gezähmte Gefahr

Die Kriegerin steht stark und unerschütterlich in ihrem Mandala. Ihr Blick ist fest, ihr Körper kraftvoll, geschützt von silbernem Kettenhemd und dunklen Stiefeln. In der einen Hand hält sie einen Speer, in der anderen einen Schild, dessen Muster an ein Blütenmandala erinnert – ein Symbol für Schutz und innere Stärke. Hinter ihr leuchtet die Sonne, während der Himmel von sanften Wolken umrahmt wird. Zu ihren Füßen windet sich eine rote Schlange, die Gefahr, die sie mit ihrem Stiefel in Schach hält, jedoch nicht tötet.

Dieses Detail macht ihre Haltung besonders: Sie bekämpft nicht blind, sondern begegnet der Bedrohung mit Kontrolle und Respekt. Die Kriegerin steht für die Balance zwischen Verteidigung und Akzeptanz, zwischen Stärke und Bewusstsein. Sie weiß um die dunklen Kräfte, doch sie vernichtet sie nicht – sie hält sie in Schach, bleibt wachsam und präsent. So verkörpert sie eine kraftvolle weibliche Energie, die nicht nur kämpft, sondern auch bewahrt und schützt.

Nr.04 – Die Nixe – Meer der Intuition

Das vierte Frauen-Mandala stellt eine Nixe dar, die sich spiralförmig in die Bildkomposition einfügt. Ihr langer, dunkler Haarwirbel erinnert an eine Muschel oder eine Welle und verstärkt die Verbindung zum Element Wasser. Die Nixe trägt ein pinkfarbenes Oberteil und einen schuppenartigen Fischschwanz in Violett- und Rosatönen, der an die schimmernden Farben des Meeres erinnert. In ihrer Hand hält sie eine leuchtend gelbe Kugel, die wie eine Perle oder eine innere Lichtquelle wirkt – ein Symbol für Intuition, Kreativität und weibliche Weisheit.

Der äußere Kreis des Mandalas ist von einer blauen, wellenförmigen Umrandung eingefasst, die an das Meer erinnert und die Nixe in einen schützenden Raum aus Wasser einbettet. Die gesamte Bildsprache vermittelt ein Gefühl von Fluss, Hingabe und Transformation. Dieses Mandala verkörpert die Essenz des Wasserelements – emotionale Tiefe, fließende Beweglichkeit und die Verbindung zur eigenen inneren Welt.

Nr.05 – Die Waage – Verwurzelt im Gleichgewicht

Dieses Mandala ist das einzige aus meiner Frauen-Mandala-Reihe, das noch existiert – und es hat einen festen Platz in meinem Galerieflur. Ich nenne es die Waage, mein Sternzeichen, doch zugleich ist es ein Motiv, das mich schon lange begleitet: die Frau als Baum. Verwurzelt und zugleich in Balance, verbunden mit Himmel und Erde, hält sie Sonne und Mond in ihren Händen – ein Sinnbild für das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit, Innen und Außen, Sein und Werden.

Die Farbtöne und Formen lassen die Figur wie ein lebendiges Mosaik erscheinen, als würde sie aus einzelnen Teilen bestehen, die sich immer wieder neu fügen. Vielleicht spiegelt sich darin das ständige Ausbalancieren im Leben wider, das Suchen nach Harmonie, das Gestalten aus Gegensätzen. Dass gerade dieses Mandala geblieben ist, während andere gegangen sind, macht es für mich besonders. Es erinnert mich täglich daran, wie tief diese Themen in mir verwurzelt sind.

Nr.06 – Die Leidende – Weibliche Verletzlichkeit und innere Stärke

Das Mandala: Leidende zeigt eine zentrale Frauenfigur mit violettem Kopftuch, die einen Finger an ihre Lippen legt – eine Geste des Schweigens. Ihr ernster Blick wird von einem goldenen Kreis umrahmt. Um sie herum sind zwölf kleinere Kreise mit ausdrucksvollen Szenen des Leidens, bei denen ich Anleihe bei Edvard Munchs Werken nehme. Zu sehen sind Verzweiflung, Angst, Isolation und Schmerz – darunter Der Schrei, eine trauernde Gestalt hinter Gittern und eine einsame Umarmung.

Die zentrale Figur scheint das Leid um sich herum wahrzunehmen, bleibt jedoch in stillem Ausdruck gefasst. Die Kombination aus Violett, Gold und dunklen Tönen verstärkt den Kontrast zwischen innerer Stärke und äußeren Herausforderungen. Das Mandala lädt zur Reflexion über ungehörtes Leiden ein und zeigt die emotionale Tiefe menschlicher Erfahrung. 

Die Frau in der Mitte, schmückt übrigens meine Textilkunstblog: www.weibsbeutel.de, den ich von 2010 – 2014 bespielte und der immer noch einen Besuch wert ist. 

Nr.07 – Eva – Moment der Entscheidung

Das siebte (als achtes gemalt) Mandala meiner Frauenreihe zeigt Eva am Baum der Erkenntnis. Ihr Blick ist entschlossen, die Schlange reicht ihr den Apfel, während Adam sich abgewandt hat. Licht und Schatten, Feuer und Dunkelheit, Versuchung und Bewusstsein – das Bild hält den Moment fest, in dem alles kippt. Die Schlange trägt eine Maske, ein Symbol für Täuschung oder vielleicht auch für Erkenntnis? Der Baum verbindet Himmel und Erde, weiblich und männlich, Wahl und Konsequenz.

Alle Mandalas dieser Reihe hatten einen Durchmesser von ca. 40 cm und waren auf Papier im Format 50 x 60 oder 70 cm gemalt. Ich arbeitete hauptsächlich mit Aquarellbuntstiften und setzte goldene Akzente mit Acrylfarbe. Das Mandala Wurzelchakra und Engel, sind mit Ölpastell gestaltet und teilweise mit Acyl bedruckt.

Das Foto zeigte das Bild auf meiner Staffelei – bereit, betrachtet und weitergedacht zu werden.

Wer war ich, was hat mich bewegt, als ich zwischen 2001 und dem Frühjahr 2003 diese Frauen-Mandalas malte?

Ich war Mitte 30, seit zwei Jahren verheiratet und seit über einem Jahrzehnt in dieser Beziehung. Mein beruflicher Alltag als Erzieherin in Teilzeit war vielseitig und fordernd – Integrationsgruppe, Abwesenheitsvertretung, mehrjährige Leitungsfortbildung, Personalrat, pädagogische Konzeption und die naturnahe Umgestaltung des Spielgeländes. 2002 wagte ich einen ersten Schritt in Richtung Beratung und Supervision und schrieb mich als Gasthörerin an der Fernuniversität Hagen ein. Doch der theoretische Ansatz passte nicht zu mir. Ein verpasster Prüfungstermin wegen eines Oberleitungsschadens der Bahn wurde sinnbildlich: Dieser Weg führte nicht dorthin, wo ich hinwollte. Ich brach das Studium ab. Erst zehn Jahre später fand ich meinen Zugang zur Beratung, Therapie und Supervision – praxisnah und systemisch. Der Wunsch, Menschen zu begleiten, war damals schon da, doch es brauchte die richtige Form.

Gleichzeitig war es eine Zeit des Abschieds: 2002 erhielt meine Mutter die Krebsdiagnose, im Sommer 2003 starb sie mit 73 Jahren. Ihr Tod war erlösend, doch er markierte das Ende einer intensiven Phase des Begleitens und Loslassens. Das Malen hatte mich schon immer begleitet, seit ich einen Stift halten konnte – doch in dieser Zeit bekam es eine neue Tiefe. Die Kunsttherapie bei Rita, die seit 1994 mein Leben bereicherte, half mir, innere Bilder zuzulassen und persönliche Themen zu verarbeiten. Die Frauen-Mandalas sind ein Ausdruck dieser Auseinandersetzung – sie erzählen von Verwurzelung, Frausein, Wandlung und innerer Balance. Die Bildhauerei, die mich seit den späten 90ern begleitete, war zu diesem Zeitpunkt bereits am Ausklingen, einzig ein letzter Auftrag führte mich noch einmal zurück zum Stein. Das Malen aber blieb – als meine Art, mich auszudrücken, mich zu finden und mich zu verstehen.

Ein Blick zurück – Fotos aus dieser Zeit

Diese Galerie zeigt Momentaufnahmen aus den Jahren 2001 bis 2003 – einer prägenden Zeit voller Veränderungen. Die meisten Bilder stammen aus meinem beruflichen Alltag als Erzieherin, da wir damals bereits viel fotografierten. Andere Einblicke sind seltener, aber dennoch bedeutend: kreative Momente, nachdenkliche Augenblicke, Erinnerungen an meine Eltern. Wäre die Zeit 20 Jahre später, gäbe es sicher mehr Bilder aus anderen Lebensbereichen. Doch gerade diese Auswahl erzählt viel darüber, wer ich damals war und was mich bewegte.

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