#8sammeln im Juni 2025- Ein Tag in Fragmenten
9. Juni 2025

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in,
willkommen bei #8sammeln im Juni 2025!
Der 08. dieses Monats war keiner, der laut ruft. Kein Tag, der glitzert oder große Antworten gibt. Es war ein Tag – manchmal scharf umrissen, manchmal zerronnen. Zwischen Verspannungen und Ritzenflora, Hühnerblicken und Blütenduft – hier sind acht Bilder und Gedanken, die geblieben sind.
Inspiriert von Susanne Wagners Format #8sammeln, einer Einladung zur Wahrnehmung: Am 8. eines Monats den Alltag in acht achtsamen Ausschnitten festzuhalten.
1. Kleines Frühstück – oder: Der Geschmack von Abwesenheit
Holprig geht es in den Tag. Ich werde sehr früh wach und kümmere mich sofort – mit einer hilfreichen Mischung aus Progressiver Muskelentspannung, Reiki und Atemübungen – um meine Verspannungen. Das wirkt, und ich schlafe wieder ein, verfange mich in Träumen … und werde zu spät wach.
Schnell ein Espresso und ein Minikuchen – dann bin ich schon draußen bei den Hühnern.
Espresso und Minikuchen – fast schon poetisch. Aber ehrlich? Es war schnell. Zwischen Tür und Aufgabe. Kein Moment zum Versinken, eher ein kurzer Anker im Funktionieren. Ich habe gekaut, geschluckt, weitergemacht. Der Geschmack war da. Ich war es nicht. Ein Bild, das zeigt, was Achtsamkeit nicht ist – und genau deshalb so wichtig bleibt.
2. Volle Aufmerksamkeit – Henne Hilde
Und dann steht sie da. Direkt vor mir: Hilde. Aufrecht, wach, unerschütterlich. Ihr Blick trifft mich – ohne Flackern, ohne Filter. Während ich mich eben noch durch den Morgen geschoben habe, ist sie ganz da. Ihre ganze Präsenz ruht in diesem Moment. Was sie will? Leckerlis! Jetzt! Viele!
Sie holt mich zurück – in die Gegenwart. Nicht durch Sanftheit, sondern durch Direktheit. Hilde zeigt, was volle Aufmerksamkeit sein kann: wach, fordernd, unverstellt.
3. Wachsamkeit – im Kofferraum
Dann fahre ich mit Lotte in den Wald. Es ist kühl und regnet. Zurück am Auto sitzen wir im geöffneten Kofferraum. Ein Moment von Nähe – und eine ganz andere Art von Achtsamkeit beginnt. Sie gilt den Zecken. Schon auf dem Weg ins Auto meine ich, eine gesehen zu haben. Es braucht drei Anläufe, bis ich sie finde – und wir sie zu Hause entfernen können.
4. Ein stilles Symbol
Ich sehe meine ersten Bilder des Tages – und dazwischen: eine Kerze. WhatsApp hat sie in die Galerie gespült. Ich registriere sie kurz, wundere mich. Wer ist denn gestorben?
Später, beim Hochladen der Bilder, wird es klar: eine Nachricht in der Klassengruppe. Ein Mensch ist gegangen. Einer, der lange gekämpft hat. Ein Mensch mit Haltung im Leben und im Leiden.
Ich bin traurig darüber. Und erleichtert, dass sein Leiden nun vorbei ist. Ein letztes Loslassen – auch für die, die bleiben.
Später entsteht dieses KI-Mandala aus einem Selfie, das wir vor einem Jahr gemacht haben. Ein Bild, das nichts erklärt – aber bewahrt.
5. Ritzenflora – Farben zwischen den Fugen
Fast hätte ich es vergessen: die kleine Pflanze an der Mauer blüht. Letztes Jahr entdeckt – in der Nähe eines Kullis, mitgenommen und hier angesiedelt. Jetzt: ein Farbspiel aus Rosa, Grün und Grau, Ton in Ton mit der Farbe der Mauer. Eine Art Teppich-Fetthenne. Widerständig, genügsam, schön. Ich will noch unbedingt ein Foto, bevor sie verblüht. Ein Moment stiller Aufmerksamkeit – zwischen Steinen.
Ritzenflora. Ich mag dieses Wort. Es klingt nach Trotz, nach stiller Poesie zwischen Beton und Staub. Eine Pflanze, die nicht fragt, ob sie darf – sie wächst einfach. Diese hier darf sogar!
6. Gesammeltes – vom Baum und vom Tag
Den Nachmittag verbringe ich mit Lotte auf dem Sofa. Hörbuch, Streaming, Abschweifen. Ablenkung – doch nicht wirklich Ankommen.
Kurz vor der letzten Waldrunde sammle ich die Äste auf, die unsere alte Linde im stürmischen Wind verloren hat.
Bruchstücke eines Tages, der in vielem zerronnen ist. Ein kleines Aufräumen. Außen. Und ein bisschen auch innen.
7. Blütenduft
Diese Wildrose wächst bei uns im Garten. Nicht laut, nicht stolz – aber mit einem Duft, der mich jedes Mal zu sich zieht. Ich kann nicht anders, als innezuhalten. Ein Versprechen von Sommer.
8. Mond zwischen Zweigen
Gegen 21:00 ziehe ich mich zurück. Seit einiger Zeit lasse ich das Rollo offen – und schaue vom Bett aus in die Nacht. Heute sehe ich ihn zum ersten Mal: den gelben Mond. Still. Leuchtend.
Ein letzter Blick – ein leiser Gruß aus dem Dunkel.
Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in,
Vielleicht kennst du solche Tage auch. Tage, an denen dich Traurigkeit berührt. An denen du lauschst, statt zu sprechen. Tage, die nicht glänzen – und trotzdem nachhallen.
Was bleibt von deinem 8. dieses Monats? Vielleicht magst du es auch einmal versuchen: innehalten, hinschauen, acht Momente sammeln – mit dem Herzen.
Danke, dass du meine geteilt hast.
Mehr achtsame Momente findest du hier: Kategorie:#8sammeln
Was für ein schönes Huhn! Und: meine Ritzengesellschaft, wie ich sie nenne, mag ich auch sehr und ich giesze sie sogar. Während mir Nachbarn raten, es doch mal mit Unkrautex zu versuchen – – –
Liebe Grüsze und einen schönen Pfingstmontag
Mascha
Hallo Mascha,
Ritzengesellschaft gefällt mir auch! Die vom Foto habe ich auch gegossen, damit sie gut anwächst. Allerdings schlägt meine Herzen nicht für alle der Gattung, aber Unkraut-Ex ist ein absolutes No-go!
Herzliche Grüße Silke
Welch ein poetischer #8sammeln Tag. Ich habe leise mitgeschwungen. So schöne Wortbilder und Fotos. Oft sind die leisen traurigen wie die schönen Momente dicht beieinander. Ich mag Ritzenflora – und schaue das Grün in den Fugen des Ziegelwegs zur Haustür gleich freundlicher an.
Hallo Jennifer, danke für deinen wertschätzenden Kommentar. Grüße an die „Ritzenflora“ ;)))
Bei Ritzenflora musste ich spontan an was Anderes denken und war dann froh, dass es das nicht war 😂
Schön, dass du auch ohne glitzern und große Antworten die kleinen Dinge wahrnehmen und Wertschätzung kannst 🥰
Die Autokorrektur nervt schon wieder, aber diesmal ist zumindest ersichtlich was gemeint ist 😆
Hallo Christine,
ja, Ritzenflora ist nicht eindeutig und darum wunderbar, es lässt Raum für viele Gedankenspiele ;))))).
Ja, wahrnehmen und wertschätzen der kleinen Dinge- wenn Höher, Schöner, Weiter mehr zählt – unschätzbar!
Danke, dass du hier immer wieder bist :)))).
Herzlichst
Silke