Frühe Mandalas entdecken – ein weiterer Rückblick

30. Mai 2025

Liebe/r Couchgalerie-Besucher/in,

in diesem Beitrag nehme ich dich mit, weitere frühe Mandalas zu entdecken – entstanden zwischen 1999 und 2020 – und ich zeige, wie sich mein Stil und mein künstlerisches Empfinden im Laufe der Jahre entwickelt haben. Ich habe noch fünfzehn frühe Mandalas gefunden. Manche davon sind keine Mandalas im klassischen Sinne, doch sie enthalten kreisförmige Elemente, Musterwiederholungen oder eine zentrierte Ausrichtung – interpretieren also das Mandala-Prinzip auf ihre Weise. Damit sind sie hier goldrichtig.

Die Bilder führen mich zurück in ganz unterschiedliche Lebensphasen, manchmal war es ein spielerisches Ausprobieren, manchmal ein kreativer Ausdruck innerer Themen. Ich zeige nun doch ausschließlich die Mandalas. Die Frage „Wer war ich damals?“ bleibt zunächst noch bewusst offen – vielleicht wird sie in einem späteren Beitrag ihren Raum finden.

Aquarellbuntstift-Mandalas

Mandala „All-Eins“ (Sommer 1999)

Dieses Mandala ist vermutlich das älteste, das ich noch besitze – zumindest als Foto. Es entstand im Sommer 1999 in der Kunsttherapie bei Rita. Auf der Rückseite befindet sich ihre Notiz: „All-Eins“. Es hat einen Durchmesser von ca. 30 cm und ist mit Aquarellbuntstiften – eines meiner bevorzugten Malmittel – gezeichnet.

Die Farben und Formen scheinen sich zu einem Zentrum hin zu bewegen, fast wie eine leuchtende Windrose. Ich sehe das Gelbe als Kreuz, die zackigen Runden erinnern mich an einen Kompass oder Zahnräder. Interessanterweise habe ich keinerlei Erinnerung an das Bild oder seine Entstehung. Umso spannender ist es, es heute zu betrachten und zu überlegen, was mich damals bewegt haben könnte.

Mandala (Frühjahr 2000)

Das nächste Mandala entstand im Frühjahr 2000. Die Art der Rahmung erzählt von einer Serie, was darauf hindeutet, dass es in einem größeren Zusammenhang entstand. Doch auch hier fehlt mir jegliche Erinnerung an den Entstehungsprozess oder meine Gedanken dazu.

Die Farbwahl wirkt lebendig, mit starken Kontrasten zwischen Gelb, Blau, Rot und Violett. Die Kreise in der Mitte führen das Auge ins Zentrum, während die Umrandungen fast wie gefaltete Stoffstrukturen wirken. Vielleicht war es Teil eines experimentellen Ansatzes oder einer thematischen Reihe?

Drei weitere Aquarellbuntstift-Mandalas

In der Galerie siehst du 3 weitere Mandalas,  die zu dieser Serie gehören können oder zeitlich vor den ersten Frauenmandalas entstanden sind oder einfach irgendwann anders. Keines davon hat es an die Wand geschafft und leider lässt auch die Fotoqualität zu wünschen über.

Collagen-Mandala – Im Getriebe (2001)

Dieses Werk unterscheidet sich deutlich von meinen klassischen Mandalas. Die feinen, kreisförmigen Strukturen erinnern an gewebte oder gehäkelte Muster, fast wie filigrane Sonnensymbole, und stehen in starkem Kontrast zum wilden, aufgerissenen Hintergrund. Die Collage aus Schwarz-, Weiß- und Brauntönen verleiht dem Bild eine zurückhaltende, fast nachdenkliche Stimmung. Statt harmonischer Symmetrie zeigt sich hier ein Zusammenspiel von Ordnung und Chaos, ein Experiment mit Struktur und Brüchigkeit.

Erst beim längeren Betrachten tritt die angedeutete Frauenfigur oben rechts in den Vordergrund. Sie scheint von den kreisförmigen Strukturen erfasst zu werden, als ob sie Teil eines größeren Mechanismus wäre – eines Getriebes, das unaufhaltsam dreht und alles in sich aufnimmt. Ist sie gefangen oder im Begriff, sich zu befreien? Diese Spannung zwischen Fremdbestimmung und Eigenmacht verleiht dem Bild eine besondere Dynamik.

Gerade diese Ambivalenz macht dieses Werk so bedeutsam für mich. Es spiegelt das Spannungsfeld zwischen Funktionieren und Widerstand wider – ein zentrales Motiv in meinem künstlerischen Ausdruck. Mandalas stehen oft für innere Ordnung und Meditation, doch hier scheint diese Ordnung fragil und durchlässig, durchsetzt von Brüchen und Veränderung. Vielleicht ist es kein klassisches Mandala, sondern ein Mandala im Wandel – ein Bild, das Bewegung, Auseinandersetzung und Transformation zeigt. 

Das Bild entstand in einem Collagenkurs des Kunstvereins und das Foto bei einer Ausstellung in einer Bank.

Stein-Mandalas – ein kurzer Ausflug in Trend und Technik (ab Sommer 2019)

Im Sommer 2019 erreichte auch mich ein kreativer Trend: bemalte Steine wurden gestaltet, ausgelegt und ihre Wege über soziale Medien dokumentiert. Regionale Gruppen vernetzten sich, indem sie Funde teilten oder neue Steine auf Reisen schickten. In diesem Rahmen probierte ich mich erstmals – und bisher auch einziges Mal – in der sogenannten Dotting-Technik aus: Punkt für Punkt entstand ein Mandala mit Acrylfarbe und speziellem Werkzeug. Dieser (wenig gelungene) Stein ging auf die Reise, das Material, das ich mir einst für weitere Steine zulegte, kam nie mehr zum Einsatz. Im Rahmen meines Aufräum-Projekts „Fantasie-Ich“ wird es nun endlich verabschiedet. 

Ganz anders verhält es sich mit einem weiteren bemalten Stein aus dieser Zeit: ein gemaltes Mandala auf Stein – mein einziges in dieser Form –, das sich später zu einem persönlichen Lieblingsmotiv weiterentwickelte: der Eule. Sie ziert inzwischen nicht nur weitere Steine, sondern auch Kissen und taucht in KI-generierten Collagen auf. Die Eule ist ein wiederkehrendes Motiv geworden, das ich in einem eigenen Beitrag zur Eulenkunst weiter erkunden werde. Doch dieser und andere bemalte Stein markieren so etwas wie den Ursprung – ein kreativer Same, aus dem etwas Bleibendes entstand.

 Mandala im Happy Painting Stil (Okt 2019)

„Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren.“

 

Dieses Mandala entstand im Oktober 2019 bei einem Maltreffen mit zwei anderen Frauen. Der Happy-Painting-Stil brachte eine spielerische Leichtigkeit in den Prozess, doch das Zitat irritierte mich – ich erinnere nicht, es bewusst gewählt zu haben. Vermutlich stellte die Anleiterin eine Auswahl bereit, und so fand dieser Satz seinen Weg ins Bild: „Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren.“ Erst heute, mit frischem Blick, entdecke ich eine tiefere Verbindung zwischen Bild und Text.

Das Mandala wirkt wie die Iris eines Auges, umgeben von leuchtenden Farben, die an eine weite Landschaft erinnern. Es ist, als würde dieses Auge die Welt betrachten – voller Neugier, mit Offenheit für das Unbekannte. Vielleicht fordert es mich auf, mutig zu sein, meinen Blick zu weiten und neue Perspektiven zuzulassen. So fügt sich das Zitat doch stimmig ein: Manchmal müssen wir einen Schritt wagen, um klarer zu sehen.

Wenn Mandalas, Doodles und Zentangles sich begegnen (2020)

Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen verschiedenen gestalterischen Techniken – besonders, wenn ich frei experimentiere. Mandalas sind für mich oft ein klar strukturierter Raum, ein harmonisches Kreisen um eine Mitte. Doodling dagegen ist spontaner, verspielter und voller Überraschungen, während Zentangle mit seinen feinen Mustern eine fast meditative Präzision verlangt. Doch in manchen Arbeiten verschmelzen diese Techniken.

Doddle-Kreise (Okt 2020)

Auf Facebook schrieb ich damals: Fertig! Verschiedene Zentangle ausprobiert. Angestoßen von Andrea Gunkler’s kreativer Mittagspause in der letzten Woche. Kennst du das auch, alle die angefangenen Projekte, die nach Vollendung lechzen? Die nächsten 3 Tage widme ich mich einigen davon. Denn solche ungeschlossenen „Loops“ sind wahre Energieräuber.

Ein Mandala aus #kreativstattkantine (Nov 2020)

 

Dieses Mandala entstand im November 2020 während der Veranstaltung von Andrea Gunkler: #kreativstattkantine 7: Unperfektes Mandala malen. Der Titel des Treffens weist schon darauf hin, dass es nicht um makellose Symmetrie oder Perfektion ging, sondern um den kreativen Prozess selbst. Tatsächlich existiert noch die Vorzeichnung mit ihren Hilfslinien – ein seltener Blick auf die Struktur, die dem Mandala zugrunde liegt. Doch mit der Farbe verändert sich alles: Die strengen Linien weichen einer lebendigen Dynamik, Sterne und Blätter scheinen zu pulsieren, das Zentrum wird zum geheimnisvollen Fokus.

Gerade in der Gegenüberstellung mit der Vorzeichnung wird deutlich, wie sich das Mandala während des Schaffensprozesses wandelt. Die Grundform bleibt, aber durch die leuchtenden Farben und die betonten Kontraste entwickelt es eine erzählerische Kraft.

Text auf facebook dazu: Mein unperfektes Mandala – nun ist es fertig. Unperfekt war klasse, denn früher habe ich meine Mandalas exakt ausgemessen🙄 Und so sieht es aus, wenn frau nicht aufhören kann😄#kreativstattkantine mit Andrea Gunkler

Steine – schwarz-weiß (Nov 2020)

Diese Zeichnung entstand bei Andrea Gunkler´s #kreativstattkantine 11: Stein, Papier, keine Schere. Es sind „Steininnereien“ (A. Gunkler) also Steindrusen und mehr.

Auf Facebok schrieb ich damals: „Mein heutiges Ergebnis bei #kreativstattkantine mit Andrea Gunkler. Ich konnte mal wieder nicht aufhören. So hat mir mein Lesepatenkind* die Bremer Stadtmusikanten dabei vorgelesen😉😀.“  *Corona bedingt habe ich damals mit meinem Lesepatenkind über WhatsApp gelesen, statt live in der Schule.

Steine – bunt (Nov 2020)

 

Farbenfrohe Strukturen – Spiel mit Zentangle-Mustern
Dieses Bild war ein reines Vergnügen. Ich erinnere mich, wie ich in den Fluss des Zeichnens eintauchte, neue Zentangle-Muster ausprobierte und mich von den Farben leiten ließ. Die Kombination aus feinen Linien, ornamentalen Details und kräftigen Akzenten hat mich fasziniert – ein Spiel zwischen Struktur und Freiheit.

Besonders liebe ich die Verzierungen, die sich wie kleine Ranken, Netze und Fäden durch das Bild ziehen. Sie verbinden die einzelnen Steinelemente miteinander und verleihen der Komposition eine organische Leichtigkeit. Jeder Bereich erzählt eine eigene kleine Geschichte, und doch gehören alle zusammen.

Die Farbwahl war intuitiv – Lila, Türkis, Gelb und Gold setzen Kontraste zu den Schwarz-Weiß-Mustern. Diese Mischung macht das Bild für mich lebendig und voller Energie. Es erinnert mich daran, wie viel Freude es macht, einfach drauflos zu zeichnen und sich von der eigenen Kreativität überraschen zu lassen.

Das Drachenmandala (Nov 2020)

Dieses Bild  stammt aus der Zentangle-Welt und dem Buch: Zentangle – So zeichnen Sie sich glücklich von Anya Lothrop. Die einzelnen Muster sind ebenfalls aus diesem Buch inspiriert.

Da das Bild eine runde, geschlossene Form hat, passt es für mich in den weitesten Sinne zur Mandala-Idee. Die Muster und die Spiralbewegung der Drachenform erzeugen eine meditative Wirkung, ähnlich wie klassische Mandalas. Gleichzeitig steckt in der Darstellung eine lebendige Dynamik – ein schönes Zusammenspiel aus Ruhe und Kraft.

Wenn die Welt voller Mandalas wäre (Sommer 2020)

 

Auch diese Bild ist kein klassisches Mandala. Als Grundlage dient das Foto der Maserung an der Schnittstelle dieses gefällten Baumes. Das Rund habe ich aufgegriffen und eine Löwenzahnsonne daraus gemacht, die von Blau und Rotbraun umfasst wird. Die Mitte ist ein gekrönter Kopf unbestimmten Geschlechts aus dem ein wirbelsäulenartiges Gebilde wächst und sich mit dem Grund verbindet. Erde, Steine und Wasser bilden den Hintergrund.

Liebe/r Couchgalerie-Besucher/in,

vielleicht hast du beim Betrachten meiner frühen Mandalas Lust bekommen, noch etwas tiefer einzutauchen in das, was mich in dieser Zeit bewegt und begleitet hat. Aus der Auseinandersetzung mit meinen kreativen Spuren sind auch einige Blogbeiträge entstanden, die ich dir gern ans Herz legen möchte:

Affirmationskärtchen 2020 – Kunst auf kleinem Format

Waldwichtel Fotoprojekt 2020 – Teil 1: #01 bis #29

Waldwichtel Fotoprojekt 2020 – Teil 2 – #30ff

Maske(n) tragen – kreativ erinnern  (2020-2021)

Wenn du magst, klick dich einfach durch – jedes dieser Themen erzählt ein eigenes Kapitel meiner Reise.

Ich freue mich, wenn dich meine Bilder, Gedanken oder Erinnerungen inspiriert oder berührt haben. Vielleicht erinnerst du dich ja auch an deine eigenen kreativen Anfänge? Lass es mich gern wissen – in den Kommentaren oder persönlich.

2 People reacted on this

Leave a Reply:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert