Maske(n) tragen – kreativ erinnern
17. Mai 2025

Liebe*r Galeriecouch-Besucher*in,
Masken – Pflicht, Schutz, Ausdruck. Eine kreative Spurensuche in Bildern
Warum dieser Beitrag?
Im Rahmen meiner Recherche zu den Frühen Mandalas kam ich an der Corona-Pandemie nicht vorbei – und auch nicht am Maskentragen. Überraschend war für mich im Rückblick, wie sehr sich das Thema auch in meinem kreativen Schaffen niedergeschlagen hat. Nicht geplant, nicht bewusst als Projekt gestartet – und doch hinterließen die Masken ihre Spuren: auf Fotos, im Tagebuch, in Zeichnungen, in Selbstporträts – im Leben.
Die Biene mit Maske wurde gar das Beitragsbild meines Blogartikels über die Affirmationskarten. Affirmationskärtchen 2020 – Kunst auf kleinem Format. Ein Bild, das zwischen Lachen und Wut schwankt – und damit so viel über diese Zeit erzählt.
Dieser Beitrag ist ein sehr persönlicher Rückblick auf meine kreative Auseinandersetzung mit dem Maskenthema:
– alltagsnah (selbst genähte Masken, Selbstporträt mit aufgemaltem Lächeln)
– spielerisch und poetisch (die Masken-Biene)
– eingebettet in Lernprozesse (die „Oma mit Maske“ im Puno-Kurs)
Mein Ziel mit diesem Beitrag ist es, Erinnerungen, Emotionen und Ausdrucksformen miteinander zu verweben. Nicht als vollständige Chronik, sondern als persönliches Mosaik. Die Maskenbilder erzählen nicht nur vom äußeren Geschehen, sondern auch von inneren Zuständen. Sie zeigen, wie ich versucht habe, mit einer herausfordernden Zeit umzugehen – kreativ, spontan, manchmal verspielt, manchmal sehr direkt.
Humor war dabei oft meine Überlebensstrategie.
Ein aufgemaltes Grinsen, eine kleine Biene mit Maske – sie brachten Leichtigkeit in schwere Tage.
Farbe wurde für mich zum Trostspender.
Gerade in Momenten, in denen vieles grau erschien, griff ich zu bunten Stiften, zu Mustern und Formen, um mich auszudrücken – oder einfach nur, um mich lebendig zu fühlen.
Kunst war mein Weg der Bewältigung.
Nicht geplant, nicht systematisch – aber wirksam. Ob im Skizzenbuch, im Onlinekurs oder auf einer kleinen Karte: Kreativität war mein Raum, in dem alles Platz hatte.
Diese Bilder zeigen nicht nur Masken – sie zeigen meine (Über-)Lebensstrategien.
Meine Beispiele, wie ich in der Corona-Zeit spielerisch-künstlerisch mit dem Maskenthema umgegangen bin (chronologisch)
Modell mit selbst genähter Maske (April 2020)
Ich nähe gerne – aber das hier hat mir keinen Spaß gemacht. Es ging nicht um Freude, sondern um Funktion: Ich wollte wissen, ob ich es kann. Mindestens drei Masken habe ich damals genäht, meine eigenen aber kaum getragen. Das Atmen fiel mir schwer, die Brille beschlug. Ich trug Maske nur, wenn es unumgänglich war – oder vorgeschrieben. Ansonsten hielt ich lieber Abstand.
Der Stoff ist auffällig gemustert, die Naht sitzt – genäht in Eigenregie. Sogar gleich zweimal, eine mit anderem Innenfutter – Partnerlook?! In dieser Zeit waren medizinische Masken knapp, vor allem im Frühjahr 2020. Also wurde in vielen Haushalten improvisiert, genäht, getauscht. Es war ein Akt der Solidarität, aber auch ein Zeichen von Selbstermächtigung: etwas tun können, wenn alles ins Wanken gerät.
Und ehrlich gesagt – auch mit Maske wollte wir gut aussehen. Die selbstgenähten Modelle wurden schnell mehr als nur Behelf: modisch, farbenfroh, manchmal ironisch. Dieses Bild steht für viele Momente von Sorge, Improvisation und Fürsorge zugleich. Und für den Versuch, auch im Ausnahmezustand Haltung und Stil zu bewahren.
Das Affirmationskärtchen – Leichtigkeit trotz Maske (August 2020)
Ein rundes, fröhliches Gesicht mit strahlenden Augen, von Mandala-Haaren umrahmt – sie lacht uns offen an. Daneben die kleine Biene: ebenfalls mit Maske, aber mit geballten Fäusten und ernstem Blick. Sie scheint nicht zu lachen.
Dieses Bild ist kein bloßer Comic, sondern ein Stück Zeitgeschichte. Es entstand im Rahmen meiner Affirmationskärtchen-Serie, hier verbloggt: Affirmationskärtchen 2020 – Kunst auf kleinem Format
Die fröhlich lächelnde Frau und die wütende kleine Biene stehen für zwei Seiten derselben Medaille. Die Maske ist hier nicht nur ein Objekt, sondern ein Symbol: für Schutz und Einschränkung, für Anpassung und Widerstand. Vielleicht steht die Biene für mein inneres Kind, das sich wehrt. Vielleicht für das, was unausgesprochen bleibt. Oder einfach für weitere Wahrheiten: Humor als Überlebensstrategie. Farbe als Trostspender. Kunst als Bewältigung. Und so bleibt dieses kleine Bild mit Maske, Biene und Mandala-Haaren nicht nur Erinnerung – sondern auch Ausdruck eines inneren Dialogs, der mich durch die Pandemie begleitet hat.
Die Oma mit Maske – Malübung im Puno-Kurs (November 2020)
Nach der farbenfrohen Affirmationskarte entstand dieses grafische Bild im Rahmen des Onlinekurses Zeichnen für Anfänger Niveau -1 Ein Kurs von Puño, Illustrator und Pädagoge
Reduziert, schwarz-weiß, fast schon plakativ – und doch voller Ausdruck. Zu sehen ist eine Gruppe runder, expressiver Gesichter. Besonders sticht die Figur oben rechts heraus: die Oma mit Maske. Gerade ältere Mitbürger*innen galt es in dieser Zeit besonders zu schützen. Auch hier ist die Maske präsent – diesmal schlicht und schwarz, ergänzt durch eine markante Brille. Die Pandemie hatte längst auch meine Lernprozesse infiltriert. Dieses Bild ist ein kreatives Zeitdokument.
Maskenlächeln (Februar 2021)
Nach der grafisch-reduzierten Puno-Zeichnung kam Farbe und Ironie zurück ins Spiel: Ich griff zur Maske – diesmal zur FFP2-Variante – und malte ein übergroßes, comicartiges Lächeln darauf.
Ein übergroßes, rotes Lächeln mit Zähnen gezeichnet ist: leicht schief, comicartig, fast schon bissig. Ich blicke aufmerksam, fast wachsam zur Seite, nicht direkt in die Kamera. Das aufgemalte Grinsen wirkt aufgesetzt und steht in Kontrast zum ernsten, fragenden Ausdruck meiner Augen. Die Maske täuscht Fröhlichkeit vor – doch die Augen erzählen eine andere Geschichte. Dieses Bild spielt mit der Ambivalenz des Maskentragens in der Pandemie: dem Bedürfnis nach Nähe, Ausdruck und Humor – und zugleich dem Gefühl von Einschränkung, Schutz und Distanz. Der gemalte Mund wird zur ironischen Geste, zur stillen Rebellion. Ein Bild, das lacht – und gleichzeitig fragt.
Die Geschichte hinter dem Bild – veröffentlicht am 26.02.2021 auf Facebook:
Ich schrieb dazu:
„Das kommt dabei raus, wenn ich an zwei Betakursen teilnehme – #Machermind von Julia Mack-Amanatidis und #denCoronabluesweglachen von Clownin Hanni (Sabine Falk) – und dann beschließe, beides zusammenzubringen: Ich entdecke die Clownin in mir. Abwegig? Klar! Aber ich will mich ausgelassen, übermütig und vergnügt fühlen. Denn der nächste Monat steht für mich unter dem Motto: Der März ist ein guter Monat, um ein Clown zu sein. 😉
Doch das ist eine andere Geschichte … die hier auf www.vielbegabt.de ganz sicher noch erzählt wird.“
Maskenpflicht – Selbstporträt mit Maske (November 2021)
Gelangweilt saß ich im Krankenhaus-Wartebereich des Nuklearmediziners und fotografierte mich selbst.
Am nächsten Tag malte ich das Bild in mein illustriertes Tagebuch. Es ist stark stilisiert, lebendig koloriert und trägt den Titel „MASKENPFLICHT“.
Es ist Bild Nr. 17 einer ursprünglich auf 100 Bilder angelegten Serie. Tatsächlich wurden es am Ende 30.
Ihre Geschichte habe ich hier verbloggt: Vom Leben gezeichnet – Mit Selbstportraits zu mehr Selbstakzeptanz
Liebe*r Galeriecouch-Besucher*in,
beim Zusammenstellen dieser Bilder wurde mir bewusst, wie sehr die Pandemie sogar mein kreatives Schaffen geprägt hat – oft ganz nebenbei. Zwischen Alltag und Ausnahmezustand, zwischen Onlinekurs und Skizzenbuch fanden Masken ihren Weg in meine Bilder. Nicht als geplantes Projekt, sondern als spontane Reaktion auf das, was war.
Die Maske – Symbol dieser Zeit. Pflicht, Schutz, Einschränkung. Aber eben auch Ausdruck. Und manchmal Trotz. In meinen Bildern durfte alles Raum bekommen: die Wut und das Lachen, die Sorge und der Wunsch nach Leichtigkeit. Manchmal entstand aus dem Ernst der Lage ein Schmunzeln. Manchmal war das Lächeln nur aufgemalt – und gerade deshalb so ehrlich.
Diese Bilderserie ist keine Analyse der Pandemie. Sie ist ein sehr persönliches Zeitdokument. Ein Mosaik aus Erinnerungen, Emotionen und Ausdrucksformen. Und sie zeigt: Selbst eine Maske kann zur Leinwand werden.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir zurückzublicken. Vielleicht erkennst du dich ja in dem einen oder anderen Bild wieder.
Vielleicht erinnerst auch du dich daran, wie du durch diese Zeit gegangen bist – mit Humor, mit Farbe, mit Kreativität. So wie ich.
Herzlich, Silke