Farbkreisreise 2025 – Braun im Oktober

23. Oktober 2025

Porträt aus brauner Ackererde auf Aquarellpapier: Ein schemenhaftes Gesicht erscheint aus einer fließenden, natürlichen Grundierung ohne Bindemittel.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

🎨 Braun im Oktober – eine Reise mit Erde

Im Rahmen der Farbkreisreise 2025 von Susanne Heinen  steht der Oktober im Zeichen der Farbe Braun – warm, erdig, wandelbar.
Ich habe diesen Monat genutzt, um mich künstlerisch mit echter Erde auseinanderzusetzen. Ein Fundstück vom Acker wurde zum Ausgangspunkt für ein intuitives Porträt, das sich fast von selbst aus dem Papier schälte – roh, reduziert, verletzlich.

Was folgte, waren Annäherungen in verschiedenen Medien: Zeichnungen mit Sepiatinte, ein inneres Ringen mit Gesichtern und Händen – und schließlich drei KI-Variationen, die das Motiv in neue Dimensionen weiterdachten.

🖌️ Ein Gesicht aus Ackererde

Die Erde für dieses Bild stammt von einem Acker, den ich bei einer Gassirunde im Wald entlang lief. Ich habe sie mitgenommen, getrocknet ist sie von alleine, im Mörser habe ich sie fein zerrieben und gesiebt – ein unmittelbarer Kontakt zum Boden, zur Landschaft, zur Jahreszeit.

Ohne zusätzliches Bindemittel habe ich die Erde einfach in Wasser gelöst und auf angefeuchtetem Aquarellpapier aufgetragen. Die Maltechnik war zunächst eine frei fließende Grundierung – mit weichen Pinseln und einem Wassertankpinsel, der das gleichmäßige Verwaschen erleichtert. Und dann geschah es: Ein Gesicht erschien. Nicht geplant, sondern fast wie aus dem Papier herausgewachsen.

Mit minimal verdünnter Erde habe ich bestimmte Stellen vorsichtig hervorgehoben – nicht mit Pinselstrichen, sondern durch Tupfen. Streichen funktionierte nicht, die Erde ließ sich nicht „malen“ im klassischen Sinn. Stattdessen habe ich mit einem Malerspachtel, Stäbchen und einer alten Kreditkarte Linien und Spuren in den feuchten Farbgrund gezogen.

Das Bild wurde anschließend gut durchgetrocknet. Ohne Bindemittel bleibt die Erdoberfläche fühlbar rau – sie färbt ab, hinterlässt Spuren. Erst danach habe ich ein Fixierspray verwendet.

Was bleibt, ist ein Gesicht aus Erde. Unklar, schemenhaft, ich bin es nicht. Vielleicht das einer Figur, die schon lange im Acker existierte und nur auf Wasser wartete. Ich sehe eine angedeutete Hand.

Erdgemaltes Porträt mit brauner Ackererde auf Aquarellpapier: Ein schemenhaftes Gesicht taucht aus einer fließenden, strukturierten Fläche auf.

Vier Gesichter, vier Versuche – eine Annäherung

Ich habe mir erlaubt zu üben.

Mit Sepiatinte, Federn und feinen Pinseln – Materialien, die ich früher beiseitegelegt hatte, weil sie mir zu unberechenbar waren. Auch Gesichter und Hände gehörten nicht zu meinen bevorzugten Motiven. Zu viel Anspruch, zu wenig Kontrolle.

Diesmal habe ich nicht auf Perfektion gewartet. Ich habe einfach gezeichnet – mit dem, was ich konnte, und dem, was kam.

Die Linien sind suchend, die Proportionen wackeln. Manches verrutscht. Und trotzdem: Ich kann die Bilder heute zeigen. Ohne Scham. Ohne Verteidigung.

Es sind Versuche. Keine Werke. Und gerade darin liegt ihre Stärke.

Eine Annäherung – an das Material, an das Gesicht, an mich selbst.

Zeichnung mit Sepiatinte: Ein Gesicht mit offener Stirn und fragendem Blick, eine Hand berührt den Mund, Linien zart und intuitiv, auf erdigem Grund.

Sepiazeichnung eines kahlköpfigen Gesichts mit neutralem Ausdruck, die Hand liegt ruhig am Mund, klare Konturen, feine Linien auf erdiger Fläche.

Reduzierte Zeichnung mit überproportionaler Hand vor dem Gesicht, verwunderter Blick, spielerische Linienführung, erdiger Hintergrund mit Flecken.

Zeichnung eines intensiven Gesichts mit tiefliegendem Blick, eine Hand formt den Mund, Tinte und Tusche auf strukturierter, brauner Grundierung.

Aus der Erde geboren – drei KI-Variationen

Aus dem ersten erdgemalten Porträt – ein Gesicht, das wie aus dem Papier herauswuchs – habe ich mit KI drei Bildvariationen entwickelt. Ich wollte wissen:
Was könnte aus diesem Gesicht werden? Welche Figur liegt da verborgen – in der Erde, im Unterbewusstsein, in mir?

Die drei Bildversionen zeigen unterschiedliche Stadien des Auftauchens. Sie wirken wie Momentaufnahmen eines Prozesses – roh, rituell, existenziell.

🖼️ 1. Der Schrei aus der Tiefe

Ein schreiender Mensch taucht aus brauner, wurzelartiger Erde auf, Hände tief im Boden verkrallt, kraftvoll und expressiv dargestellt.

Diese erste Version zeigt die rohe, ungeschönte Kraft des Auftauchens. Die Figur ist im Kampf mit der Erde, schreit, verkrallt sich, ringt um ihr Dasein.
Es wirkt wie eine Geburt oder eine Wiederkehr – schmerzhaft, wild, animalisch. Die Erde hält fest und lässt zugleich los. Das Gesicht ist verzerrt, nicht mehr schemenhaft, sondern brutal lebendig.

🖼️ 2. Zerrissen im Licht

Ein kahlköpfiger Mann taucht aus heller, bröckeliger Erde auf, mit angespanntem Gesichtsausdruck und dunklen Erdklumpen umgeben.

In dieser Variante ist die Erde lichter, fast wie Sand oder Staub. Die Figur bleibt angespannt, aber das Umfeld ist weniger bedrückend – eher surreal.
Der Kontrast zwischen Hell und Dunkel wirkt wie ein innerer Riss: ein Wesen zwischen Welten. Vielleicht der Moment, in dem man die Erde verlässt, aber noch nicht ganz im Licht angekommen ist.

🖼️ 3. Der Hüter der Tiefe

Eine kraftvolle, nackte Figur mit kahlem Kopf steigt aus dunkler, brauner Erde empor, Licht fällt dramatisch auf Schultern und Hände.

Diese letzte Version zeigt die Figur mit stiller Entschlossenheit. Keine Wut, kein Schrei – sondern Fokus, Erdung, Präsenz.
Das Licht betont die Schultern und Hände, die sich aus der Erde heben. Es wirkt fast rituell: ein Aufstieg aus der Tiefe, nicht mehr gegen etwas, sondern aus eigenem Entschluss. Ein Moment des Übergangs. Der Ausdruck: würdevoll.

Abschließende Gedanken

Alle drei Varianten stammen aus demselben Ursprung – meinem erdgemalten Porträt.
Aber sie erzählen verschiedene Geschichten. Vom Kampf. Vom Dazwischen. Vom Ankommen.
Die Erde bleibt dabei immer mehr als Material: Sie ist Widerstand, Ursprung, und Wandlungsraum zugleich.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

🪶 Zum Schluss: Vielleicht hast du selbst Erde unter den Fingern?

Ich lade dich ein, beim Betrachten der Bilder nicht nach „Kunst“ zu suchen, sondern nach Verbindung: zur Natur, zum Prozess, vielleicht zu einem Gefühl, das keine Worte braucht.

Was bedeutet Braun für dich? Welche Spuren hinterlässt Erde in deinem Alltag – auf deinen Händen, auf deinem Papier, in deinen Erinnerungen?

Vielleicht möchtest du selbst mit Erde arbeiten. Oder dich – wie ich – auf etwas einlassen, das dir lange zu „ungelenk“ oder „ungekonnt“ erschien.

Vier Gesichter. Eine Hand. Ein Weg durch Erde.
Danke, dass du mich auf dieser Etappe begleitet hast.

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