#8sammeln im September 2025 – rosa Morgenhimmel und grauer Nachmittag

8. September 2025

Foto einer Brücke über die Fulda mit klarer Spiegelung im Wasser, eingefasst in eine runde Form auf blauem Hintergrund. Unten rechts steht in weißer Schrift: „#8sammeln – Ich bin dabei“, darunter ein gelbes Unendlichkeitszeichen als Symbol der Aktion.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

#8sammeln im September 2025

Wie jeden Monat folge ich der Einladung von Susanne Wagner, acht achtsame Momente zu sammeln – mit allen Sinnen, mit offenem Blick, mit Kamera und Notizen im Kopf.

Vielleicht bist du heute zufällig hier gelandet. Vielleicht liest du regelmäßig mit. In jedem Fall lade ich dich ein, mich durch diesen Tag zu begleiten – durch Rosa-Himmel-Stille, Herbstspaziergang und Mauserfedern, durch Lernzeiten, Brückenblicke und graue Gartennachmittage.

Was ich finde, ist nie vorhersehbar. Aber oft ganz nah. Vielleicht erkennst du beim Lesen auch kleine Szenen aus deinem Alltag wieder – oder bekommst Lust, selbst zu sammeln: still, schnuppernd, staunend.

Acht Momentaufnahmen voller Gegenwart

01/08 – Rosa Himmel am frühen Morgen

Rosa gefärbter Himmel bei Sonnenaufgang über einer hohen Hecke, zarte Wolken in Pastelltönen, darunter unscharfe Silhouetten von Bäumen und Sträuchern.

Die Welt liegt noch still, als ich den Hühnerstall öffne. Dunst hängt in der Luft, ein kühler Hauch von Nacht. Über der hohen Hecke leuchtet ein Streifen rosa Himmel – zart, fast durchsichtig – wie ein geheimer Gruß vom neuen Tag.

Ich bleibe stehen, betrachte das Farbenspiel, während neben mir Lotte wartet. In mir summt eine Ode an den frühen Morgen. Der Moment fühlt sich leicht an, offen, verheißungsvoll.

Dann gehen wir los – durch die noch schlafende Siedlung, begleitet vom Wispern der Vögel. Ich atme tief ein. Dieser Himmel trägt den Tag.

02/08 – Herbstspaziergang mit Hundeblick

Hund mit braunem Fell blickt aufmerksam zur Kamera, im Hintergrund ein herbstlich gefärbter Gehweg und der Zaun eines noch geschlossenen Kindergartens.

Wir sind auf dem Rückweg, gehen den Zaun des Kindergartens entlang – noch ist alles verschlossen, das große Tor verriegelt, kein Kinderlachen in der Luft. Stattdessen: das Rascheln von Laub, das sanfte Knirschen unter meinen Schuhen.

Lotte läuft vorneweg, bleibt stehen, schnuppert, schaut zurück. Ihr Blick ist wach, fragend – ob es gleich weitergeht, ob ich noch folge. Ihre Ohren zucken im Takt der Geräusche.

Die Luft riecht nach Erde und beginnendem Herbst. Ich gehe hinterher, lasse die Gedanken treiben. Der frühe Spaziergang hat etwas Meditatives – einfach da sein, schauen, hören, riechen. Ein stilles Ankommen im Tag.

03/08 – Geduldige Federn in der Mauser

Drei Hühner stehen mit Abstand zueinander auf einem sandigen Hof, im Hintergrund eine Stallöffnung. Die Tiere wirken ruhig und zurückhaltend.

Vor der Gassirunde habe ich den Stall geöffnet, Futter und Wasser bereitgestellt. Doch bei unserer Rückkehr bleibt es still im Auslauf. Kein begeistertes Gegacker, kein fröhliches Scharren. Es ist Mauserzeit. Der Körper verlangt nach Ruhe. Die Federn wirken zerrupft, das Gefieder matter als sonst. Die Hühner bleiben lieber noch im Schutz des Stalls.

Ich rufe – ein leises, lockendes „Do, do?“ – und tatsächlich erscheinen sie zögerlich im Türrahmen. Ihre Bewegungen sind langsamer, vorsichtiger.

Mit gespannter Haltung beobachten sie Lotte, die an der Leine und hinter der sicheren Tür wartet. Ihr Blick ist hellwach, neugierig, vielleicht ein bisschen zu forsch. Sie würde gerne näher ran – viel zu nah fürs Hühnerwohl.

Also bleiben die Damen auf Abstand, aufrecht, wachsam. Zwischen ihnen liegt ein Spannungsfeld aus Instinkt und Gewohnheit. Wir beobachten einander – in respektvoller Stille. Und ich lasse sie in ihrem eigenen Tempo ankommen.

04/08 – Lernzeit mit Timer

Schreibtisch mit Lernunterlagen, grün markierten Texten und einem digitalen Timer; daneben ein Stift, ein Notizblock und eine Kaffeetasse.

Auf dem Tisch ein kleiner Stapel Papier, grün markierte Überschrift, daneben der digitale Timer: neun Minuten Restzeit. Kein Druck, nur eine Struktur, die hilft, bei der Sache zu bleiben.

Ich arbeite an meiner aktuellen Fortbildung: „Das Konzept der Neuen Autorität – Erziehung ohne Gewalt“. Präsenz, Selbstkontrolle, Beziehung statt Strafe – Themen, die nach innen wirken, während ich sie lerne.

Draußen rauscht der Berufsverkehr, drinnen liegt der Fokus auf den Worten: Pragmatische Präsenzdimension, Beziehungsstärkung, gewaltfreie Haltung. Ich lese, unterstreiche, blättere, beantworte Reflektionsfragen – und spüre, wie sich das Gelesene mit meinem eigenen Denken verwebt.

Lernen fühlt sich heute nicht nach Pflicht an, sondern wie ein ruhiger Schritt nach vorn – im eigenen Tempo, aber mit klarem Ziel.

05/08 – Schattenlinien unter der Brücke

Blick von unterhalb einer Betonbrücke auf einen ruhigen Fluss. Die Struktur der Brücke spiegelt sich deutlich im Wasser, Lichtreflexe tanzen an der Unterseite. Am Ufer wachsen Gräser und Büsche, im Hintergrund sind Bäume und ein Weg erkennbar.

Nach Lernzeit und Bloggen drängt es mich nach draußen. Kopf lüften, Sinne öffnen. Wir fahren seit Langem mal wieder an die Fulda – ein spontaner Ausflug, fast ein kleiner Aufbruch.

Unter der Brücke, wo die Bundesstraße den Fluss überspannt, entsteht ein faszinierendes Bild: Lichtreflexe tanzen auf dem Beton, der Schatten des Bauwerks spiegelt sich klar im Wasser. Geometrie und Natur verweben sich für einen Moment zur perfekten Komposition. Ich atme tief ein.

Doch die Idylle ist trügerisch. Die Wege sind voller Unrat, Radfahrer sausen vorbei, andere Hunde kläffen. Ich spüre, wie ich mich verspanne, bin achtsam auf eine Weise, die nicht nährt. Statt Weite: Wachsamkeit.

Trotzdem bin ich froh, hier zu sein. Manchmal reicht ein Blick unter eine Brücke, um zu sehen, wie sich Gegensätze begegnen – Licht und Schatten, Ruhe und Reiz, Schönheit und Störung.

06/08 – Zunge raus, Sonne rein

Nahaufnahme eines hechelnden Hundes mit heraushängender Zunge auf einer Brücke. Die Sonne scheint auf sein Gesicht, im Hintergrund ist ein Teil des weißen Geländers und grüne Vegetation zu sehen.

Ein kurzer Aufstieg, ein schmaler Pfad – dann stehen wir auf der nächsten Brücke, diesmal weiter flussabwärts. Die Sonne wärmt inzwischen kräftig.

Lotte hechelt, die Zunge hängt schief aus dem Maul, die Lefzen glänzen. Ich beuge mich zu ihr hinunter, streichle ihr über den Rücken. Ihre Haut zuckt leicht unter meiner Hand – so präsent, so lebendig.

Der Blick in die Tiefe bleibt heute nebensächlich. Mein Fokus liegt auf dem Atem unseres Hundes, auf der Art, wie sie den Moment lebt: ganz da, ohne Gedankenumwege.

Manchmal ist Achtsamkeit einfach nur: Zunge raus, Sonne rein.

07/08 – Zwischen Himmel und Stimmung

Nahaufnahme einer Frau mit Brille, die nachdenklich zur Seite blickt. Der Himmel im Hintergrund ist bedeckt. Ihr Gesichtsausdruck wirkt ruhig, aber ernst. Eine schwarze Hundeleine liegt locker um ihre Hand.
Ein unbeabsichtigt ausgelöstes Foto – und gerade deshalb so treffend. Früher Nachmittag. Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen, und als ich wieder wach bin, zieht es mich mit Lotte in den Garten.

Der Himmel ist grau verhangen, fast  bedeckt. Keine Dramatik, aber auch keine Hoffnung auf Sonne. Die Luft ist reglos, schwer. Es ist still – nicht friedlich, sondern dumpf, selbst die Hühner stehen starr. Eine bedrückende Stimmung liegt über allem.

Ich sitze auf der Bank, den Blick in die Ferne gerichtet, das Gesicht von Gedanken durchzogen. In mir dieses leise „Nichts-entgegensetzen-Können“. Und doch: Ich bin da. Ich atme.

Vielleicht ist es genau das, was Achtsamkeit heute heißt – dieses Bild von mir, so unbeabsichtigt, so echt.

08/08 – Was auch immer es war

Ein Hund liegt mit dem Kopf auf dem Bein einer Person, deren Knie in lila Hose gekleidet ist. Die Person trägt einen braunen Ballerina-Schuh, im Hintergrund Gras. Der Hund schnuppert konzentriert am Knie.
Noch immer sitzen wir draußen. Der Himmel bleibt grau, aber Lotte ist zufrieden. Sie hat sich neben mich gesetzt und schnuppert ausdauernd an meinem Knie.

Zuvor war ich kurz im Gras auf die Knie gegangen – in der Hoffnung, irgendetwas Spannendes zu entdecken. Ein Insekt vielleicht, ein Blatt, das wie ein Herz aussieht. Gefunden habe ich nichts – zumindest nichts, was ich sehen möchte.

Lottes Nase scheint das anders zu beurteilen. Sie folgt einer unsichtbaren Spur mit großer Hingabe, während ich versuche, nicht darüber nachzudenken, worin ich da wohl gekniet habe.

Und doch ist es genau dieser Moment: absurd, zärtlich, alltäglich – und vollkommen echt. Ein würdiger Abschluss für #8sammeln im September 2025.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

Vielleicht sind es gerade die unspektakulären Szenen, die sich am tiefsten einprägen: das matte Gefieder eines Huhns, ein überhitzter Hund, der Blick in einen wolkigen Himmel.

Kein besonderer Tag – und doch war alles drin.

Wenn du bis hierhin gelesen hast: Danke fürs Mitkommen, fürs Teilen dieses stillen Weges durch meinen 8. September. Ich freue mich, wenn du mir einen deiner eigenen Alltagsmomente dalässt – in Gedanken oder im Kommentar.

Bis zum nächsten 8. – oder bis zum nächsten Atemzug voller Aufmerksamkeit.

4 People reacted on this

  1. Liebe SIlke
    Dein «unbeabsichtigt ausgelöstes Foto» bleibt bei mir hängen – mit allen Sinnen. Wie haben wohl in dem Moment die Wolken am Himmel geklungen? Wie haben deine Gedanken gerochen? Welchen Geschmack hattest du auf der Zunge und wie hat sich die Hundeleine auf deiner Haut angefühlt? Danke, dass du diesen Moment mit uns teilst! Ich sehe dich, wie du ganz bei dir bist und im gleichen Moment ist etwas eingefangen, das zeigt, wie du über dich hinaus da bist.
    Wenn ich das lese, klingt es schräg, vielleicht kannst du etwas damit anfangen? Schliesslich bist DU es, die diesen Moment erlebt hat, ich habe nur das Foto betrachtet.
    Herzlich
    Susanne

    1. Liebe Susanne,
      deine Worte berühren mich – und lassen mich selbst nochmal anders auf diesen Moment schauen. Die Fragen, die du stellst, sind wie zarte Spiegel: Ich weiß nicht, wie meine Gedanken gerochen haben, aber sie waren schwer und leise. Die Hundeleine hat sich vertraut angefühlt, schon so oft gehalten und gleichzeitig auch ein Halt.

      Dass du in meinem zufällig ausgelösten Bild etwas siehst, das über mich hinausweist, bewegt mich sehr. Vielleicht ist es genau das, was Achtsamkeit in Bildern leisten kann: sichtbar machen, was sich mit Worten nicht ganz fassen lässt.

      Danke, dass du so hinsiehst – und was du siehst, teilst.

      Herzlichst
      Silke

  2. Liebe Silke,
    ich bin mit Dir spazieren gegangen und habe mitgefühlt. Bis auf die Hühner ist vieles auch in meiner Lebensqualität. Spannend finde ich das unabsichtliches Bild. Sinnierend im Augenblick, ganz bei dir.
    Ich arbeite gerade auf der Couch neben meiner Fellnase Molly. Ich spüre ihre Wärme und schaue ihr fasziniert beim Träumen zu. Sie scheint irgendwas zu verfolgen…..

    1. Liebe Jennifer,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dich der Spaziergang innerlich angesprochen hat und du dich in einigen Aspekten wiederfinden konntest.
      Dein Bild von dir und Molly auf der Couch klingt sehr stimmungsvoll – solche stillen, geteilten Momente mit Tieren haben oft eine besondere Qualität.
      Das „unabsichtliche Bild“ hat mich selbst überrascht – manchmal entstehen solche unverstellten Momente und werden verstanden.

      Herzlichst,
      Silke

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