Farbkreisreise 2025 – silbergraue Novemberstimmungen

19. November 2025

Illustrativ bearbeitetes Bild einer Frau mit Brille und langen Haaren, die in einer nebligen, trostlosen Landschaft steht. Auf ihrer Schulter sitzt ein stilisierter Geier mit weißem Kopf und roten Augen. Die Szene wirkt wie aus einem düsteren Comic oder Graphic Novel.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

Farbkreisreise 2025 – silbergraue Novemberstimmungen

Impulse & Entstehung
Im November folge ich dem Farbimpuls Silbergrau auf meine Weise: frei, assoziativ, bildnerisch. Silbergrau ist für mich eine Farbe des Dazwischen – neblig, zurückgenommen, offen für das, was sich nicht klar benennen lässt. Meine beiden Bildbeiträge spiegeln genau das: eine graue Baumrinde, aus der sich eine Spinne formt – und eine Frau in Endzeitlandschaft mit einem Geier auf der Schulter.

Die gemeine menschenfressende Holzspinne

Sie krabbelt am Baumstamm entlang.

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Baumnarbe mit etwas Moos, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als etwas anderes: ein Spinnentier, aus Holz gewachsen, moosbedeckt, lauernd. Die gemeine menschenfressende Holzspinne tarnt sich meisterhaft – ihr Panzer gleicht der Rinde, ihre Beine sind kaum von Flechten zu unterscheiden.

Sie lebt im Herbstwald, bevorzugt auf feuchtem, grauem Stammholz – und krabbelt langsam, aber unaufhaltsam.

Nahaufnahme eines Baumstamms mit einer runden Narbe und aufliegendem Moos. Die Form und Struktur erinnern an ein stilisiertes Spinnentier, das scheinbar am Stamm haftet. Herbstlaub im Hintergrund.

Mein Prompt zum Foto lautete: Mach daraus die gemeine menschenfressende Holzspinne, sie krabbelt am Baumstamm entlang … (Canva)

Eine riesige, grünlich gefärbte Fantasiespinne sitzt auf einem Baumstamm. Ihr Körper wirkt wie aus Moos und Rinde geformt. Die Szene hat einen surrealen, märchenhaften Stil.

Nächste Szene:

Ich füge das Element „Mensch“ mit Canva ein.

Ein Mensch beugt sich vorsichtig zur großen Fantasiespinne auf dem Baumstamm. Die Szene wirkt wie eine stille Begegnung zwischen Mensch und Fabelwesen, inmitten herbstlicher Natur.

Ein Mensch – er scheint zu ruhen oder gefallen zu sein.
Die Spinne hat ihn längst bemerkt.
Besonders auffällig: seine Hand, geöffnet und gespreizt, liegt vor ihm wie ein Spiegelbild. Ihre Form erinnert an Spinnenbeine – fünf Gelenke, fünf Richtungen.
Ein Abbild? Eine Warnung? Oder ein Versuch, sich zu tarnen?

Vielleicht gehört die Hand längst zur Kreatur. Vielleicht war sie immer schon ein Teil von ihr.

Doch wer unterliegt hier wem?

Ist es wirklich nur eine Frage der Größe oder der Perspektive?
Die Spinne – gewachsen aus Holz, alt wie der Wald, schwer zu fassen und kaum zu töten.
Der Mensch – weich, warm, verletzlich. Und doch: mit dieser offenen Hand hält er ihr etwas entgegen. Eine Geste? Ein Zeichen? Oder der Anfang einer Umwandlung?

Vielleicht ist es genau diese Hand, die sie zögern lässt.
Vielleicht fürchtet auch die Spinne, dass etwas in ihr sich wandeln könnte, wenn sie ihn berührt.
Denn manchmal ist das, was wie Schwäche aussieht, in Wahrheit das Gefährlichste von allem:
das Unberechenbare. Das Menschliche.

Letzter Schritt:
Das finale Bild wird mit einem Comic-Filter bearbeitet. Die Farben leuchten härter, die Kanten treten hervor. Realität und Fiktion verschwimmen. Ein Stil, der alles verbindet: den harmlosen Anfang am Baum, die monströse Transformation, die Begegnung zwischen Wesen.

Wer beobachtet hier eigentlich wen?
Und was, wenn die Verwandlung längst begonnen hat?

 

Die Frau mit dem Geier

Breites Bild einer Frau mit dunklen, vom Wind verwehten Haaren in einer trostlosen, grauen Landschaft. Ein Geier sitzt auf ihrer Schulter. Die Stimmung wirkt melancholisch und postapokalyptisch.

Entstehung
Das Ausgangsbild zeigte eine Frau in einer trostlosen, grauen Landschaft – dunkle Haare, ernster Blick. Sie sieht mir verblüffend ähnlich, obwohl sie andere Falten, andere Brillengläser trägt. Ich habe das Bild mit dem Prompt „trostloses Weltuntergangs-Szenario“ erzeugt, den Geier später eingefügt, das Format auf 4:3 gebracht und alles mit dem Comica‑Filter verschmolzen.

Illustrativ bearbeitetes Bild einer Frau mit Brille und langen Haaren, die in einer nebligen, trostlosen Landschaft steht. Auf ihrer Schulter sitzt ein stilisierter Geier mit weißem Kopf und roten Augen. Die Szene wirkt wie aus einem düsteren Comic oder Graphic Novel.

Deutung
Der Geier taucht hier nicht zufällig auf. Er gehört zu meinen Krafttieren – ein Begleiter, der mich seit Jahren begleitet, gerade in Übergangszeiten. Auf meiner Seite Weibsbeutel habe ich einmal genauer beschrieben, was der Geier für mich bedeutet:
👉 https://www.weibsbeutel.de/rocke-mit-krafttieren/was-weis-der-geier/

Der Geier ist für mich kein Vorzeichen des Endes, sondern eine Erinnerung:
an das, was losgelassen werden will,
an das, was nicht mehr genährt werden muss,
an das, was in mir weiterleben kann, wenn ich mutig genug bin, Ballast abzuwerfen.

Im Bild sitzt er auf meiner Schulter, wach, ruhig, klar.
Und ich stehe da mitten im grauen November: verletzlich, aber nicht ohnmächtig.
Der Geier erinnert mich daran, dass Vergänglichkeit nicht nur Verlust bedeutet –
sondern auch Freiheit, Klarheit, Ausrichtung.

Vielleicht ist genau das der Punkt:
Nicht Weltuntergang, sondern Übergang.
Nicht Ende, sondern der Moment davor, in dem ich neu entscheide, wohin ich schaue.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

Silbergrau – als Farbe und Stimmung

Beide Bilder sind nicht laut. Es geht nicht um Farbenpracht, sondern um das, was bleibt, wenn alles andere sich zurückzieht: Strukturen, Haltungen, Spiegelungen.
Für mich ist Silbergrau im November kein schöner Farbton, sondern ein ehrlicher. Er stellt nichts dar. Er verdeckt nicht. Und genau das macht ihn so stark.

👉 Dieser Beitrag ist entstanden im Rahmen der Farbkreisreise 2025 von Susanne Heinen

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