Auferstanden, Teil 3: Tierkunst – Tod – Erinnerung

6. September 2025

Lebendiges Eichhörnchen mit flauschigem Schwanz rennt dynamisch über eine schimmernde Straße. Die Szene wirkt hell, hoffnungsvoll, fast magisch.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

⚠️ Triggerwarnung

In diesem Beitrag geht es um den Tod kleiner Tiere. Es werden Fotos toter Tiere gezeigt (z. B. verendet, überfahren, aus dem Nest gefallen) sowie KI-generierte Bilder, die aus diesen Fotos entstanden sind. Wenn du dich gerade in einer emotional verletzlichen Phase befindest oder der Anblick toter Tiere dich stark belastet, lies diesen Beitrag bitte nur, wenn du dich stabil fühlst. Die Bilder sind würdevoll, aber können durch ihre Deutlichkeit emotional herausfordernd sein. Bitte entscheide selbst, ob du weiterlesen möchtest.

„Auferstanden“ geht weiter.

Im ersten Teil dieser Serie stand ein besonderer Moment am Waldrand im Zentrum: das Fundstück eines zerfledderten Wildschweinfells, das zur Initialzündung für eine künstlerische Auseinandersetzung mit Tod und Transformation wurde. In Teil 2 ging es um weitere tierische Spuren – verendete Tiere, Fragmente, Bilder des Verschwindens.

Jetzt, im dritten Beitrag, folgen neue Begegnungen:
Ein Schmetterling, dessen Flügel wie zum Abschied geöffnet liegen.
Ein Eichhörnchen, dessen Tod ich miterlebt habe.
Ein einzelner Flügel mit einem stillen Schrei.
Ein Gorilla aus Gummi, eingesperrt in einem Käfig – und doch voller Wucht.

Es sind fragile Szenen. Manchmal verstörend. Manchmal tröstlich.
Immer verbunden mit der Frage:
Was bleibt – und was entsteht daraus neu?

Funde, Fragmente, Fantasien

Zwischenwelten: Der Schmetterling

Er lag einfach da.

Toter Schmetterling mit orange-braunen, gemusterten Flügeln auf staubigem Untergrund. Die Flügel sind ausgebreitet, leicht beschädigt, aber gut erkennbar.

Zerfetzt, zertrampelt? Ein Teil fehlte, die Farben begannen zu verblassen.
Als hätte er beschlossen, hier zu enden – und sei nun dabei, sich langsam aufzulösen.
Die Flügel noch geöffnet, wie zum Abschied.

Ich habe ihn fotografiert.
Und aus seinem letzten Bild wurde ein neues Wesen geboren:
Golden, fast metallisch, ein Mischwesen zwischen Insekt, Wächterin und Fantasiefigur.
An ihrer Seite: ein Jungvogel, ein Nest, ein neues Leben vielleicht.

Fantastisches Schmetterlingswesen mit metallisch glänzenden Flügeln und Insektenkopf in surrealer Landschaft. Es trägt ein Nest mit einem kleinen Vogel.

Ungebremst aus dem Leben

Manchmal geschieht es vor den eigenen Augen.
Ich war mit dem Auto unterwegs, das Eichhörnchen kreuzte die Straße – und wurde von einem entgegenkommenden Wagen erfasst.
Ich sah es genau. Es war ein Moment voller Schreck, Ohnmacht und tiefer Trauer.

Totes Eichhörnchen mit braunem Fell und buschigem Schwanz liegt ausgestreckt auf einer Asphaltstraße. Blutspuren am Maul sind sichtbar.

Ob das Tier tot war, wusste ich zunächst nicht.
Doch auf dem Rückweg lag es noch immer dort.
Ich hielt an, fotografierte – und zog das kleine Lebewesen behutsam von der Straße.
Vielleicht war das der einzige Dienst, den ich ihm noch erweisen konnte.

Später, mit der KI, erschuf ich eine andere Version dieses Moments.

Lebendiges Eichhörnchen mit flauschigem Schwanz rennt dynamisch über eine schimmernde Straße. Die Szene wirkt hell, hoffnungsvoll, fast magisch.
In diesem Bild hat das Eichhörnchen es geschafft.
Es läuft. Springt. Lebt.
Unversehrt.
Die Straße überquert, der Wald in Sicht.
Ein Bild, das nichts ungeschehen macht – aber etwas heilt.

Lebendig – aber am Rand

Diese Begegnung war anders:
Kein totes Tier – aber eines, das kaum noch Kraft hatte.

Grüne Heuschrecke liegt geschwächt zwischen vertrockneten Blättern am Waldboden. Die Körperhaltung wirkt kraftlos, die Färbung blass.
Die Heuschrecke lag reglos zwischen den Blättern, blass und fast durchsichtig.
Ich wusste nicht, ob sie noch lebt.
Aber ich spürte: Sie ist nah dran – an der Schwelle.

Vielleicht war es gerade diese Unsicherheit, die die Fantasie beflügelt hat.
Die KI machte aus dem schwachen Tier ein leuchtendes Wesen.

Leuchtend grüne Fantasie-Heuschrecke mit durchscheinenden Flügeln und übergroßen Gliedmaßen sitzt auf rissigem Laub. Sie wirkt stark, fast außerirdisch.
Groß, wehrhaft, strahlend.
Als hätte es sich verwandelt – nicht in ein neues Insekt,
sondern in ein mythisches Krafttier aus einer anderen Welt.
Aus Schwäche wurde Stärke.
Aus Stille: Macht.

Flügelrest und stiller Schrei

Ein einzelner, gut erhaltener Schmetterlingsflügel liegt auf sandigem Untergrund. Die Musterung erinnert an ein rundes Auge und einen geöffneten, schreienden Mund.

Dieses Bild trage ich schon lange mit mir.
Ein einzelner Flügel, auf dem Boden – schön, unversehrt.
Und doch hat mich etwas daran verstört:
In einem der Farbfelder sah ich keinen Punkt, sondern einen weit geöffneten Mund.
Schreiend, erschrocken, voller Angst.
Wie ein eingefrorener Moment eines Todes, der vielleicht zu schnell kam.

Ich habe lange gezögert, diesen Flügel zu „verwandeln“.
Vielleicht, weil er schon selbst wie eine fertige Metapher war.
Aber dann habe ich es doch gewagt.

Und heraus kam etwas anderes, etwas Eigenes.

Ein Fantasiewesen mit kräftigem Körper, geöffnetem Maul, spitzen Zähnen und großen Schmetterlingsflügeln schreit in den Raum. Das Wesen wirkt bedrohlich und kraftvoll, eine Mischung aus Tier, Dämon und Insekt.

Ein Wesen, das nicht mehr flüchtet oder stumm bleibt.
Sondern zurückschreit. Mit Kraft, Zähnen und Flügeln.
Ein Hybride aus Tier, Kämpferin, Dämon und Schmetterling.

Vielleicht war es an der Zeit, dem stummen Flügel eine Stimme zu geben.

Der offene Mund taucht in meiner Arbeit immer wieder auf – als Symbol für Stimme, Emotion und inneres Aufbegehren. In der Serie: Mund auf erforsche ich seine vielen Facetten.

Zum Schluss: Der Gorilla im Käfig

Ein stiller Wächter, absurd und berührend

Kein totes Tier, kein Fund aus der Natur – und doch passte diese Szene seltsam gut in meine Serie.
Im Vorgarten eines Hauses abgestellt: ein etwa 80 cm hoher Gorilla aus Gummi, sitzend in einem großen Hundekäfig.

Ein etwa 80 cm hoher Gorilla aus schwarzem Gummi sitzt in einem Hundekäfig auf einer Wiese. Der Blick wirkt ernst, die Arme liegen vor dem Körper. Der Käfig steht vor einer weißen Wand, die Szene wirkt zugleich absurd und bedrückend
Sein Blick: ernst. Seine Haltung: wuchtig und zugleich ergeben.
Ein Bild wie aus einem absurden Theaterstück.
Gefangen – obwohl er nie gelebt hat.
Ein Denkmal der Stärke – eingesperrt.

Auch hier hat die KI nicht befreit, sondern verwandelt:

Ein überlebensgroßer Gorilla mit muskulösem Körper tritt aus einem nebelverhangenen, stilisierten Raum mit Pflanzen und metallischen Strukturen. Sein Blick ist eindringlich, seine Haltung kraftvoll und entschlossen – als hätte er sich aus einem inneren oder äußeren Gefängnis befreit.
In der digitalen Version tritt der Gorilla aus dem Nebel.
Vergrößert, entgrenzt, aufgeladen.
Ein Archetyp von Kraft, der seinen Käfig längst hinter sich gelassen hat.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

Was bleibt, wenn das Leben gegangen ist?

Manchmal sind es nur Fragmente.
Ein Flügel, ein Blick, ein letzter Moment auf Asphalt.

Mit meiner Kamera halte ich fest, was mich berührt –
und mit Hilfe der KI erkunde ich, was daraus werden kann:
Fabelwesen, Geistertiere, Wächterfiguren.
Erinnerung in neuer Gestalt. Transformation auf digitale Weise.

Vielleicht sind es keine Auferstehungen im eigentlichen Sinn.
Aber es sind Verwandlungen. Zwischenwelten. Zeichen von Würde.

Danke, dass du mich auf diesem Weg begleitest.

Hier noch einmal der Link zur Kategorie: Auferstanden

Herzlichst, Silke

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