Neurographik im Selbsttest 2019-2021: Chancen, Grenzen und ehrliche Einblicke

26. Juli 2025

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

Herzlich willkommen zu einem Einblick in meinen Weg mit der Neurographik in den Jahren 2019 bis 2021 – meinem Neurographik Selbsttest.

Mein Einstieg in die Neurographik – live mit Annett Zöller

Meine erste Neurographik habe ich bei Annett Zöller gemalt. Damals, im November 2019, war ich – wie sie – Teilnehmerin eines Business-Stammtisches für Frauen. In monatlichen Treffen ging es darum sich beruflich auszutauschen, zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Annett hat uns die Neurographik vorgestellt und mit uns ausprobiert. Leider gibt es dieses erste Bild nicht mehr, doch das Interesse war geweckt. Möglicherweise war es schon früher da, denn als Gründungsdatum der Methode fand ich den 29.04.2014.

Was Annett so macht, zeigt sie in und auf www.kritzelwelt.de, nämlich Neuro-Kritzeleien und mehr. Anleitungen von Annett findest auf https://www.youtube.com/@kritzelwelt.

Weiter ging’s – Online mit Jörg Lehmann

2020 war für viele von uns ein Jahr voller Umbrüche. Ich selbst war neugierig auf neue Methoden, die Kreativität und innere Prozesse verbinden. Ich stieß auf die Online-Angebote von Jörg Lehmann. Besonders die Reihe #siebenminutenruhe war für mich ein Türöffner: Sieben Minuten, die nur mir gehörten – mit Stift und Papier, angeleitet durch Jörg Lehmann, der übrigens seinen ersten Basis-Kurs im März 2017 gab. An vier #siebenminutenruhe habe ich mit gemalt und ich zeige sie dir. Zeitraum war März bis Mai 2020.

01. Neurographik der Kraft

Das ist meine zweite Neurographik. In der Grafik selbst habe ich festgehalten, was mich immer trägt: Natur, Liebe, Neugier und Lust auf Neues.

20. März 2020, #siebenminutenruhe, Link youtube 

02. Schönheit rette die Welt in Krisenzeiten

Am 26. März 2020 folgte mein nächstes Bild – inspiriert vom Gedanken, dass gerade in Krisenzeiten die Schönheit eine besondere Kraft entfalten kann. Wie sehr haben wir das in diesen Wochen gespürt.

26. März 2020, Link youtube

03. Neurographik des Aufbruchs – Wo die Reise hin geht 

09.April 2020, #siebenminutenruhe  Link youtube

Im Frühjahr 2020 – plötzlich war alles anders. Durch Corona wurde ich als Supervisorin von einem Tag auf den anderen im Live-Kontakt „kaltgestellt“. Plötzlich schien ein krisenfestes Online-Angebot die einzige Alternative zu sein. Die Frage „Wohin geht die Reise?“ bekam eine ganz neue Bedeutung.

Das Bild zeigt mein inneres „Arche-Schiff“: Das große Segel trägt die Aufschrift „Mein krisenfestes Online-Angebot“. Es war der Startpunkt für viele neue Überlegungen und für meinen Mut, mich ganz neu aufzustellen.

In den bunten Eiern im Bild habe ich meine wichtigsten Ressourcen und Begleiter für den Aufbruch gesammelt:

  • Begeisterung
  • Blick für das Wesentliche
  • Inspiration
  • Disziplin
  • finanzielle Mittel
  • Selbstvertrauen und Mut

Kurz darauf habe ich ein Strategie-Coaching gebucht und die Idee entwickelt, als Mentorin für Vielbegabte zu arbeiten.
Das Mentoring-Angebot hat vieles in Bewegung gebracht – es hat mich fachlich und persönlich wachsen lassen und mein Selbstbild verändert. Trotzdem musste ich bald erkennen, dass es – zumindest in der geplanten Form – gescheitert ist. Doch das wird ein eigener Blogbeitrag werden. Heute weiß ich: Auch gescheiterte Projekte bringen wertvolle Erfahrungen und Einsichten.

Das Bild erinnert mich heute daran: Auch wenn plötzlich alles anders ist, habe ich viele Fähigkeiten und innere Schätze, die mich tragen – und die Sonne im Bild steht für Zuversicht und Energie auf dem neuen Weg.

04. Neurographik der 3 Wünsche

Auf Facebook schrieb ich damals: Heute mal wieder geschafft: 7 Minuten Ruhe, Neurographik mit Jörg Lehmann. Neurographik der 3 Wünsche.   Leider weiß ich nicht, was ich mir damals gewünscht habe.

Do 14.Mai 2020, Link youtube

 

Endrunde – Online mit Belinda Giljum 

Dann gab es wieder eine längere Pause, die einmal unterbrochen wurde für diesen Neurographik Engel. Im November 2020, nutze ich dieses Onlineangebot von Belinda Giljum.

Der Wunsch tiefer in die Neurographik einzusteigen und mich möglicherweise darin ausbilden zulassen, bestand ja schon länger. Im Sommer 2021 war es dann soweit. Ich belegte den Basiskurs bei Belinda.

Neurographik-Hausaufgaben: Theorie & Praxis, Annäherung & Abschied

Im Rahmen des Basiskurses bei Belinda Giljum bekam ich mehrere Neurographik-Hausaufgaben – die ich hier vorstelle. Ich nutze dazu auch die Notizen, die ich damals direkt zum Zeichenprozessen gemacht habe.

Neurographik-Hausaufgabe – Auflösung von limitierenden Einschränkungen

Modell: „Entladung LEBENSZEIT 1967–2021“
Im Rahmen meines Neurographik-Basiskurses bekam ich als Hausaufgabe das Modell „Auflösung von limitierenden Einschränkungen“ – konkret: eine Entladung und Transformation zum Thema LEBENSZEIT, rückblickend auf die Jahre 1967 bis 2021.

Der Zeichenprozess

Erste Arbeitsphase:
In dieser ersten Phase arbeitete ich mich bis Schritt 6 vor – es ging darum, alles, was mich limitiert oder gefangen hält, in Linien und Strukturen aufs Papier zu bringen.

Bilder: Die ersten beiden zeigen diesen Prozess – Linien über Linien, ein Netzwerk, in dem sich Begrenzungen und Möglichkeiten schon andeuten, aber noch nicht differenziert sind.

Zweite Arbeitsphase und Abschluss:
Weiter mit Schritt 7 – jetzt mit dem Fokus, meine Zeichnung mit der Außenwelt zu verbinden. In diesem Stadium tauchte das Wort „Lebenshunger“ auf. Das passte auf so vielen Ebenen zu meiner aktuellen Lebensphase!

Parallele Prozesse im Alltag

Damals war ich seit etwa 1,5 Jahren in verschiedenen Phasen der Ernährungsumstellung wegen Migräne und Wechseljahr-Beschwerden. Vom Sommer 2020 bis Sommer 2021 probierte ich Ernährung nach TCM (online angeleitet), wollte aber die Begleitung beenden, um mich auf das Thema Darmgesundheit zu konzentrieren. Ich hatte gerade eine neue Ernährungstherapeutin vor Ort gefunden – ein basenbasiertes Konzept mit Schwerpunkt Darmaufbau. Am nächsten Tag stand mein zweiter Termin dort an.

Zur gleichen Zeit lief ein Migräne-Webinar, das mich mit der Frage beschäftigte: „Womit verbrauche ich meine meiste Energie?“
Im Gespräch mit meinem BlogBuddy Luise kreiste ich um Fragen wie Lebensstandard im Alter und arbeitete an meinem Visionboard. Ich notierte viele Wünsche, bis es mich frustrierte, wie weit entfernt sie schienen. In dieser Nacht, mit nur 1,5 Stunden Schlaf, nach einem Migräneanfall nicht ungewöhnlich, malte, schrieb, las und reflektierte ich. 

Die künstlerische Vollendung 

Am frühen Morgen vollendete ich das Bild. Ich überarbeitete noch einmal alles und spürte richtig Lust und Freude dabei.
Erst jetzt – mit kräftigen Textmarkern und klaren Farben – wurde das Bild für mich „rund“. Buntstifte, Pastellkreiden und Aquarellbuntstifte passten hier nicht, aber die Marker gaben genau das, was ich brauchte.
Ich suche in solchen Bildern immer ein Gesicht – wenn ich eines entdecke, ist das Bild für mich stimmig.

Die Bildserie der Hausaufgabe – Auflösung von limitierenden Einschränkungen

1. Entladung/Netzlinien – der Anfang

2. Netz verdichtet sich – Bewegung und Chaos

3. Erste Farben und Formen – etwas entsteht

4. Das fertige Bild – kraftvoll, bunt, lebendig, mit „Gesicht“

Reflexion

Die Neurographik-Hausaufgabe war mehr als nur eine Pflichtübung – sie war für mich eine intensive Reise durch Themen, die mich schon lange begleiten: Gesundheit, Veränderung, Lebenshunger, Wünsche, Grenzen.
Gerade in dieser turbulenten Nacht zeigte sich, wie nah Kunst, Körper und Kopf beieinanderliegen.
Am Ende war da nicht nur ein fertiges Bild, sondern ein spürbares Gefühl von Selbstwirksamkeit und ein neues Verständnis für mich selbst.

Die zweite Neurographik-Hausaufgabe: Sicherheit – im Netz der Gefühle

Datum: Mai/Juni 2021
Thema: Sicherheit
Im Rahmen meines Basiskurses bei Belinda Giljum bearbeitete ich als zweite Neurographik-Hausaufgabe das Thema „Sicherheit“. Die Aufgabe fiel mitten in eine Zeit, in der mich körperliche Anspannung, Schmerz und immer wieder Migräne begleiteten. Gleichzeitig beschäftigte ich mich intensiv mit der Polyvagal-Theorie und Fragen nach innerer und äußerer Sicherheit.

Fragen, die mich leiteten:

  • Wie sicher fühle ich mich eigentlich?
  • Wer oder was bedroht mein Sicherheitsgefühl?
  • Wie reagiere ich darauf – körperlich, gedanklich, emotional?

1. Entladung (21.–25.05.2021)

Mein erstes Bild zum Thema „Sicherheit“ entstand über mehrere Tage.
Gedanken dazu:

  • Ich sehe eine schreiende Figur, gefangen im (Sicherheits-)Netz.
  • Erst als das Netz für mich „regelmäßig geknüpft“ war, konnte ich aufhören – das Bedürfnis nach Struktur war stärker als das nach Freiheit.
  • Die Arbeit daran war richtig heftig – ich habe gespürt, wie stark das Thema Sicherheit mit Anspannung, Schmerz und Kontrollbedürfnis verknüpft ist.
  • Farbauftrag: Zart gelingt mir hier nicht, ich will Spuren sehen, nicht abstrakt bleiben.
  • Interessant war, dass ich nach der Fertigstellung des Bildes endlich gut schlafen konnte – als ob das Gefühl, „Sicherheit“ (oder wenigstens ein geordnetes Netz) auf dem Papier sichtbar zu machen, innerlich etwas beruhigt hätte.

2. Express- und Blitzvarianten (27.–31.05.2021)

Hier experimentierte ich mit schnelleren, freieren Varianten. Leider gibt es dazu keine Notizen.

Reflexion

Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Sicherheit“ hat Unruhe und alte Muster sichtbar gemacht, aber auch ganz neue Blickwinkel eröffnet. Gerade durch das „Netz“-Motiv ist mir bewusst geworden, wie sehr ich – oft unbewusst – Strukturen brauche, aber auch wie schnell diese Strukturen zur Begrenzung werden können. Am Ende stand erneut das Bedürfnis nach Sichtbarkeit, nach klaren Linien und nach einer Ordnung, die sich richtig anfühlt.

Weitere Neurographik-Bilder

Wie ging es weiter? Fazit & Reflexion

Nach dem Abschluss des Basiskurses erhielt ich mein Zertifikat und hatte mich sogar für einen zweiten Durchlauf angemeldet – denn es gibt die Möglichkeit, den Basiskurs beliebig oft zu wiederholen. Letztlich habe ich dieses Angebot aber nicht mehr wahrgenommen.

Das Arbeiten mit Neurographik war für mich nie nur eine künstlerische Technik, sondern vielmehr ein zutiefst persönlicher Prozess. Die Hausaufgaben waren ein echter Türöffner: Sie gaben mir Struktur und motivierten mich, dranzubleiben. Gleichzeitig merkte ich schon im Kurs und beim Bearbeiten der Aufgaben, wie schwer zugänglich und theorielastig manche Modelle für mich waren. Oft habe ich einfach gemalt und gefühlt, ohne den theoretischen Überbau wirklich zu verstehen. Rückblickend war genau das einer der Gründe, warum ich es Aufgab die Neurographik zu erlernen.

Hinzu kamen Institutionszwänge, Richtungsstreitigkeiten und viele Diskussionen innerhalb der Neurographik-Community – auch das hat mir nach und nach die Freude an der Methode genommen.

Trotzdem: Die intensive Auseinandersetzung mit meinen eigenen Themen, das kreative Spiel mit Linien, Farben und Formen und das Arbeiten an den Hausaufgaben waren bereichernde Erfahrungen. Die Beispiele hier zeigen, wie Theorie und persönliche Lebenswelt ineinandergreifen können – und wie am Ende etwas Einzigartiges entsteht, das bleibt, auch wenn man sich irgendwann wieder abwendet.

Liebe*r Couchgalerie-Besucher*in!

Trotz aller kritischen Punkte bin ich dankbar für die Erfahrungen und Erkenntnisse, die mir die Neurographik gebracht hat. Vielleicht packt mich ja irgendwann wieder die Lust auf einen eigenen neurographischen Prozess – einfach mal so.
Und wie ist es bei euch? Habt ihr schon mit Neurographik experimentiert oder mit anderen kreativen Methoden innere Prozesse sichtbar gemacht? Erzählt gern in den Kommentaren – ich freue mich auf den Austausch!

4 People reacted on this

  1. Ich hab das Ganze bisher nur nebenher wahrgenommen und keinerlei Vorstellung wie das genau geht und was man da tut. Das es dazu Kurse gibt und Zertifikate sagt ja bereits einiges aus. Es wirkt auf mich kompliziert und nach Arbeit und bisher kommt keine Lust mich damit zu beschäftigen. Deine Text werde ich mir aber noch einmal in Ruhe ansehen. Interessant ist es ja irgendwie doch.

    1. Liebe Christine,
      danke für deinen Kommentar. Ich teile deine Wahrnehmung voll und ganz und doch war es eine interessante Erfahrung. Grundsätzlich finde ich die Deutungshohheit einschließlich Geschäftsmodel und Patent einzelner Personen bedenklich. Leider im Kreativbereich kein Einzelfall.
      Herzliche Grüße
      Silke

  2. Was für ein tiefgehender und ehrlicher Erfahrungsbericht! Deine Reise mit der Neurographik beeindruckt – nicht nur, weil du die Methode so anschaulich beschreibst, sondern vor allem wegen deiner Offenheit für Höhen, Tiefen und alle Zwischentöne. Besonders berührt hat mich, wie du die Verbindung zwischen Kreativität und innerem Wachstum erlebst und wie mutig du auch die Grenzen und kritischen Aspekte ansprichst. Das macht deinen Beitrag so wertvoll und authentisch! Danke, dass du uns mitnimmst auf deinen Weg und so viel Einblick in deine persönlichen Lernprozesse gibst. Dein Text inspiriert, eigene kreative Methoden auszuprobieren – ganz ohne Perfektionsdruck.

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